Zwei Generationen

Man sagt, jeder Mensch ist wie ein Buch – die interessantesten sind diejenigen, die Geschichten zu erzählen haben. Die Dame, die ich im Altersheim Wildbach getroffen habe, hat Geschichten.

 

Ihr Name ist Annelies Germann. Sie, eine Mutter von drei Kindern, war Anfang der 1960er Jahre in ihren frühen 30ern. Sie hat ihr ganzes Leben in der Schweiz verbracht und immer im Kanton Zürich gelebt, sieht sich aber als Appenzellerin, da ihr Vater ursprünglich von dort kam.

Annelies ist ein Star in der Wildbach-Familie, weil sie oft für jeden von uns den "besten Kuchen der Welt" gebacken hat.

 

Bei meinen wöchentlichen Besuchen habe ich viele Perspektiven auf die 1960er Jahre und deren Generation erhalten.

 

Früher sahen die Menschen Sauberkeit als Teil ihres sozialen Status. Sie waren sich bewusst, wie sauber die Umgebung sein sollte. Zum Beispiel, so erinnerte sich Annelies, wischte ihr Vater mit einer Fingerspitze über die Möbel, wenn er sie besuchte. Heutzutage hingegen, nehmen wir es nicht mehr ganz so genau, obwohl wir uns immer noch um die Sauberkeit unserer Umgebung kümmern.

 

 

Auch waren die Menschen in den 60er Jahren pünktlicher als heute, erzählen Annelies und ihre Kolleginnen. Man schämte sich, wenn man zu spät kam. Annelies und ihre Freundinnen sind sich einig, dass Pünktlichkeit Teil ihrer persönlichen Werte ist, die von ihren Eltern vererbt wurden. Sie haben im Voraus Pläne gemacht, um sicherzustellen, dass sie vor der Besprechungszeit oder zumindest pünktlich ankommen. Sie alle betonten, dass sie noch nie zu spät zu einem Treffen kamen.

 

Nicht zuletzt hat die Generation der 60er Jahre ein starkes Gemeinschaftsgefühl. Wahrscheinlich auch weil es damals noch keine Fernseher oder andere moderne elektronische Unterhaltungsmittel gab. So war es noch üblich, dass sich eine Gruppe von 6 oder 7 Personen zu Hause versammelte und einen ganzen Nachmittag lang zusammen sang.

 

Ich habe das Gefühl, dass jeder Moment in dieser Zeit bewusst gelebt wurde.



Yang Menz & Annelies Germann