1968: Schon 50 Jahre seither

Frau Franken, meine Gesprächspartnerin, wurde in 1930 in Freiburg, Deutschland, als drittes von vier Kindern geboren. Aus unserem Gespräch kann ich schließen, dass sie eine wunderschöne Kindheit hatte. Während einem von unseren Treffen hat Frau Franken mir ein Album gezeigt, mit vielen Bildern aus ihrer Kindheit, Adoleszenz, Arbeit- und Ehezeit. Ich fand dies sehr interessant, insbesondere die Bilder, die während des Krieges aufgenommen wurden. Freiburg wurde bombardiert, und ihr Vater war Arzt im Krieg.

In Deutschland hat sie ihren Mann geheiratet und zwei Töchter zur Welt gebracht. Als sie 34 war, ist Frau Franken nach Zürich umgezogen. Hier hat sie als Journalistin bei mehreren Zeitschriften, unter anderem für die Frauenzeitschrift „Anabelle“ gearbeitet.

Frau Franken ist an klassischer Musik interessiert, ihre Lieblingskomponisten sind Mozart und Bach. Zudem hört und schaut sie aber auch gerne Oper und Ballett. Um so lustiger war es für mich ihr die Welt der Computer und des Internets näher zu bringen. Dies ermöglicht ihr, Lieblingsmelodien immer wieder zu hören. Wir beide haben Interesse an Politik, Geschichte und gesundes Ernährung. Das gab uns Gelegenheit über viele Themen zu sprechen.

Wir haben während viel Zeit, die wir zusammen verbrachten, über das Jahr 1968 gesprochen.

Die Zeit von 1968 war wirklich turbulent und revolutionär. Frau Franken hat viele Erinnerungen daran und sehr interessante Geschichten darüber. Es war die Zeit der Studentenproteste, für die viele Gründe gab. Zum Beispiel lehnten sich junge Studenten gegen altmodische Professoren auf, um eine modernere Ausbildung zu erhalten. Es war eine Zeit von Jung gegen Alt; Freiheit gegen Tradition. Es war eine Bewegung für die Demokratie und gegen den Krieg und Rechtsradikalismus. Nicht nur in der Schweiz oder Deutschland, sondern auch in Frankreich, Jugoslawien, Skandinavien. Ein interessanter Auslöser für den Anfang der Proteste war der Besuch des Schahs von Persien in Deutschland. Er war weltweit ein Symbol von Diktatur und Unfreiheit. Während den Protesten wurde ein Student erschossen.

 

 In der Schweiz wurde über des Frauenstimmrecht abgestimmt. Es ist heutzutage schwer zu glauben, dass die Schweiz eines der letzten Länder in Europa war, das Frauen das Stimmenrecht erteilte. Frauen durften ohne Unterschrift ihres Mannes nicht arbeiten oder ein Konto bei der Bank besitzen. Interessanterweise, gab es auch viele Frauen, die das Stimmrecht nicht wollten! Zuerst konnte ich das nicht verstehen und glauben, aber dann doch! Meine Oma in Kroatien ist ebenso altmodisch und konservativ und würde sich ohne Zweifel auch gegen das Frauenstimmrecht aussprechen.

Die Kultur dieser Zeit war auch interessant und hatte großen Einfluss. Musikgruppen wie die Beatles, waren eine Sensation, eine neue Richtung in der Musik. Es gab viele klassische Filme aus der Zeit von 1968, z. B. „2001: Odyssee im Weltraum“ oder „Rosemaries Baby“. Es war eigentlich eine große Überraschung für mich, dass Frau Franken letzeren, einen Horrorfilm, gesehen hat. Die Hippie-Bewegung hat auch ihre Wurzeln in dieser Zeit – besonders die Mode, Kleidung, lange Haare, leichte und schwere Drogen usw. Ich fand es auch schwer zu glauben, dass Zürich das Zentrum für Drogengeschäfte dieser Zeit war.

Wie kann man das Jahr 1968 und 2018 vergleichen? Ich habe das komische Gefühl, dass sich gleichzeitig viel und nicht viel verändert hat. Wir haben heutzutage mehr Freiheit und Demokratie, aber weniger Mut für Proteste. Wir haben Kriege und Rechtsradikalismus, Länder ohne Menschenrechte, aber auch Musik und Filme, die vielleicht später zu Klassiker werden. Heutzutage starren junge und alte Menschen auf Handys. In Jahr 1968 haben alle auf Zeitungen gestarrt.

Frau Franken und ich hatten viel Spass zusammen. Es war nie langweilig und oft war eine Stunde zu wenig um über alle diese interessanten Themen zu reden. Unsere Treffen werden sicherlich nicht hier enden.



Thomislav Grcic & Elisabeth Franken