Kopf an Kopf: ein Künstler und ein Student

Mein Gesprächspartner Herr Patrick Erich Sommerfeld ist ein Maler und Grafiker. Obwohl ich an der Universität Zürich Banking and Finance studiere, interessiere ich mich für viele andere Bereiche wie Kunst, Geschichte und das öffentliche Leben. Glücklicherweise ist Herr Sommerfeld sehr gesellig und er hat immer einzigartige Perspektiven für viele Themen. Obwohl wir unter sehr unterschiedlichen Kulturen herangewachsen sind, können wir uns sehr gut unterhalten und verstehen. Eine der schönen Oeuvres von Herr Sommerfelds Werken heisst Kopf an Kopf, und ich denke, es passt perfekt als Zusammenfassung unserer Gespräche. 

 

©Atelier für Grafik und Malerei PAT Erich Sommerfeld
©Atelier für Grafik und Malerei PAT Erich Sommerfeld

Biografie eines Künstlers

In Schaffhausen wurde Herr Sommerfeld am 31. Mai. 1934 geboren. Seine Karriere fing mit seinem ersten Ölbild bei Malermeister Tanner an, als er 13 Jahres alt war. Bevor er im Jahr 1963sein eigenes Atelier für Werbung mit dem Namen PAT Erich Sommerfeld eröffnete, wurde er als Theatermaler ausgebildet und war als Bühnenbildner am Theater der Freien Hansestadt Bremen tätig. 1965 traf Herr Sommerfeld erstmal auf seine jetzige Frau Nina Sommerfeld. Und zwar am Hauptbahnhof Zürich, von wo er Frau Sommerfeld und einige Freunde mit seinem Auto in deren Wohnung in Zürich beförderte. Herr Sommerfeld war auf dieser kurzen Reise beeindruckt von Frau Sommerfeld (oder umgekehrt), die mit viel schwerem Gepäck nach Zürich gekommen war. 

Pats Atelier befand sich bis 1993 in Zürich und Zumikon. Während dieser Zeit machte er europaweise Studienreisen nach Italien, Griechenland, Spanien, Deutschland, England und Österreich. 1990 öffnete er noch ein zweites Atelier in Frankreich. Er malte dort vor allem Ölbilder auf Leinwand. Nach 10 Jahren löste er das Atelier in Bonnieux auf.

 

Sprache ist eine Identifizierung

Mit Pat und zu plaudern hat nicht nur meine Sprachkenntnisse verbessert, sondern hat mir auch dabei geholfen, mehr über Zürich zu wissen. Die Zürcher sprechen Züridüütsch, die deutschsprachigen Schweizer ausserhalb von Zürich sprechen andere Varianten, die Ausländer sprechen ihre eigene Muttersprache oder Hochdeutsch, die Bankers sprechen sogar ihre Jargons, etc… Im Grunde genommen ist Zürich eine Metropole, vergleichsweise klein, aber nicht monoton. Aus dieser Vielseitigkeit der Sprachen gehen oft Missverständnisse hervor, dennoch kann leichter ein Konsens gefunden werden, wenn man die Themen respektvoll ausdiskutiert.

Geschichte als ein Spiegel

Das Ehepaar Sommerfeld hat jüdische Ursprünge. Als Herr Sommerfeld sehr jung war, besuchte er oft seine Verwandten in Deutschland. Das war eine schwierige Zeit nach dem Krieg: in ganz Europa erlebten die Juden Verfolgung mit tödlichem Ausgang. Durch die Augen von einem Jungen konnte er sogar sehen, wie das Böse sich teuflisch inszenierte, wie Nazis auf der Kampfbahn trainierten. Unsere Frau Sommerfeld hatte mehr zu erleben, weil sie damals eine jüdische Deutsche in Deutschland war, aber zum Glück überlebte sie, was wir Jüngeren uns nicht völlig vorstellen konnten. Geschichte kann uns viele beibringen. Wir sind beide der Überzeugung, dass die Meinungsfreiheit und die offene Mentalität für eine funktionierende Gesellschaft wichtig sind. 

© Nina und Pat an ihrer Hochzeit
© Nina und Pat an ihrer Hochzeit

Zürichs Schwesterstadt Kunming

Einige SVP-Stadträte möchten diese Partnerschaft zwar beenden, aber was für mich relevant ist, Kunming ist zufällig eine meiner Heimatstädte in China. Nachdem ich am Chinagarten neben dem Zürichsee vorbeigekommen bin, erfuhr ich erst diese freundliche Beziehung zwischen beiden Städten. Weil Zürich zur Modernisierung und Entwicklung Kunmings finanziell und technologisch beigetragen hat, kann die Kunminger eine bessere Wasserversorgung, angenehmeren Verkehr und ein der Natur näheres Stadtleben geniessen. Dieses traditionelle Chinagarten wurde analog zum Seegarten in Kunming aufgebaut, und ist ein Geschenk und Dank von Kunming an die Zürcherinnen und Zürchern: Die Kunminger selbst investierten, gestalteten und bauten ihn.

Erst jetzt verstehe ich, dass mein Leben von den beiden Städten tiefgreifend geprägt worden ist. Ich lernte Deutsch in Beijing während meinem Bachelor und danach wollte in einem deutschsprachigen Land weiterstudieren. Die Universität Zürich hat ausgerechnet in der Fachrichtung Banking and Finance ein tolles Master-Programm und Zürich ist auf Chinesisch ein schön klingelnder Name. 

Zürich ist in der Tat eine aufgeräumte Stadt mit herrlichen Ansichten und hat das wichtige Finanzzentrum der Schweiz. Ich möchte diese Verbindung zwischen beiden Städten nicht unterbrechen, und die beiden von Sommerfeld ebenfalls nicht; und auch der Stadtrat hat die Beziehung nicht abgebrochen.

Ein solcher Widerruf entspricht eben keiner ihrer Vorstellungen. Herr und Frau Sommerfeld sind sehr an der Weltkultur und an öffentlichen Anliegen interessiert. Was sie taten und dachten, gab mir oft das Gefühl, dass sie nicht nur Europäer sondern sogar echte Weltbürger sind. Ihre Intelligenz, Freundlichkeit und Leidenschaft für Kunst haben mich beeindruckt und bewegt. Ich werde diese Mentalität beibehalten.

 

Zum Schluss

Lieber Pat: es freut mich, dich kennenzulernen. Bitte erlaube mir, hier das Duzen zu verwenden, um mich zum Schluss kurz von dir als Freund zu verabschieden. 

Auch wenn dieses großartige Projekt vorbei ist, glaube ich, dass wir uns wiedersehen können. Hätten wir die Gelegenheit, könnten wir auch frei über unsere Familie und Heimat, Kunst und Politik, Zürich und die Welt plaudern. Mit Humor und Lachen! Vielen Dank an alle begeisterten und freundlichen Bewohner und Mitarbeiter im Altersheim Wildbach, die wir dabei angetroffen und begrüsst haben. Besten Dank an Frank Kauffmann. Ohne Ihre Organisation hätte ich vielleicht keine Chance gehabt, Pat und Nina zu treffen. Ich hoffe, dass die Pandemie-Zeit bald hinter uns liegt.